Am Samstag feierte die Künstlervereinigung Kolonie Wedding aus dem Soldiner Kiez ihr erstes Straßenfest. In der letzten Septemberwoche eigentlich schon etwas spät für eine Open-Air Veranstaltung, aber die Veranstalter hatten Glück. Die Kälte war erträglich und die Besucherinnen und Besucher hatten sich warm angezogen.
Wer trotzdem fror, ging zum angeheizten Kamin in die Kugelbahn. Dort ging es dann nach 22.00 Uhr weiter mit dem Programm bis in die frühen Morgenstunden. „Dieser Platz hier, auf der Mittelinsel der Grüntaler Straße, hat viele Leute angeregt, weitere Open-Air Veranstaltungen zu planen“, berichtet Susanne vom Orga-Team. „Wir haben für die Kinder eine Verbindung zum „Kuringa“, dem Theater der Unterdrückten hier in der Grüntaler Straße hergestellt.“ Wenn elf Kinder zusammenkommen wird es eine neue Produktion geben. Zehn Kids haben sich beim Fest eingetragen. „Die Kleinen im Kiez sind hungrig,“ sagt Susanne.
Besonders wichtig war es ihr, die Forderung durchzusetzen, dass die auftretenden Musiker bezahlt werden. Sie distanzierte sich damit von der leider üblich gewordenen Praxis, von allen Beteiligten auf Kiezfesten ehrenamtliches Engagement zu erwarten. Nach einer ersten Einschätzung scheinen die Einnahmen leider die Ausgaben nicht zu decken. Die Organisatoren der Kolonie Wedding überlegen heute, wie sie das entstandene Loch füllen können.
Susanne bedankt sich bei allen Beteiligten mit den Worten: „Der Platz wurde für eine bunte Weile aus der Vergessenheit hervorgeholt. Mancher Kiezling hat die Kolonie Wedding das erste Mal „offen“ wahr genommen. Allem ANFANG wohnt ein Zauber inne. Ein Rund-um-Danke nochmal!“
Irgendetwas ist anders auf diesen Soldiner Kiez Festen. Die Kinder können nicht genug bekommen von dem Gebotenen und sprühen ihre Überenergien in den Raum, die Erwachsenen bleiben ruhig und gelassen, keine Pöbeleien, keine nervigen Betrunkene. Ein Aufruf über Mikrofon, schon räumen zwanzig Leute Bänke und Tische zum Sammelplatz und packen Müll in große Plastiktüten. Viele Menschen kennen sich und kommen sie von außerhalb spüren sie dieses ungewöhnliche Gemeinschaftsband, das sich über Jahre im Soldiner Kiez ausgeprägt hat. Ich möchte nicht zu dick auftragen, aber nach so einer Veranstaltung bin ich jedesmal auf`s neue beseelt von unserem Soldiner Straße Dorf. Dabei macht mir insgeheim gedacht unser schlechter Ruf ein besonders diebisches Vergnügen.
Die Fotoserie
Etwas weggeblitzt von den sonst üblichen Jubelfotos versucht der Fotograf sich auf die von den Künstlern ausgelegte kreative Fährte zu begeben, denn wir waren doch alle bei der Künstlervereinigung Kolonie Wedding zu Gast.
Text und Fotos: MvH
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